Ein Rad oder zwei Rad - Dreirad oder Vierrad? Ganz wichtig ist erstmal zwischen Einrad und Zweirad Anhängern zu unterscheiden. Alle Kinderanhänger haben z.B. zwei Räder, viele Gepäckanhänger haben nur eines. Und das ist auch durchaus gut so! Damit eine (Lade-)Fläche stabil im Raum steht, braucht sie entweder einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn, oder mindestens 3 feste Punkte, das folgt schon aus elementarer Mathematik oder Physik. Man kann jetzt entweder zwei Punkte am Boden "befestigen" und einen Punkt am Fahrrad, wie das bei Kinderanhängern üblicherweise gemacht wird, oder man hat einen Punkt am Boden und zwei Befestigungspunkte am Fahrrad, wie das z.B. beim BOB Yak der Fall ist. Als dritte Variante gibt es auch Hänger, die nur einen Punkt am Boden haben und einen Befestigungspunkt an der Sattelstütze. Das fällt dann unter die Kategorie Gleichgewichtssinn. Warum gibt es diese Varianten und warum sind sie sinnvoll?
Fazit: Kinderanhänger und bierkastenformatige Zweiradanhänger passen gut auf ebenen Untergrund (Straßen etc.) und halten dort die Fracht gerade über dem Boden; Einradhänger sind auf Singletrails nicht so sperrig und schaukeln auch nicht ständig von einer Seite auf die andere. | |
Sonstige Rahmenkonstruktion Für einen Einradhänger hatte ich mich recht früh entschieden. Aber auch da gibt es noch verschiedenste Ausführungen. Ein paar Aspekte möchte ich im Folgenden kurz zusammenfassen. Einerseits ist so ein bisschen Bodenfreiheit auf holprigen Pisten nicht zu verachten. Ziel der meisten Hänger ist es jedoch, den Schwerpunkt und das Gepäck möglichst weit nach unten zu legen. Dadurch wird es leichter, das Gleichgewicht zu halten, was oft als einer der großen Vorteile gegenüber handelsüblichen Gepäcktaschen angepriesen wird. Die Bodenfreiheit passt beim BOB Yak eigentlich voll und ganz, und das mit dem Gleichgewicht ist letztlich wohl nur Gewöhnungssache. Die Achse des Rades ist bei den meisten Hängern etwa auf Höhe der Unterkante der Ladefläche angebracht. Das ist von Nachteil, wenn man seinen Anhänger gerade über einen Baumstamm oder eine Treppenstufe zieht, oder auch einfach nur über einen größeren Stein. Wenn der Hänger fast auf dem Hindernis aufliegt, dann ist der Winkel zwischen Rad und Hindernis recht ungünstig, und das Rad bleibt hängen. Man muss dann sehr kräftig ziehen oder braucht jemanden, der mal kurz anheben hilft. Bei einigen Hängern ist die Achse höher angebracht oder das letzte Stück des Rahmens leicht nach oben abgewinkelt. Somit rollt der Hänger wohl auch besser über Kanten. Bei manchen Hängern bildet das robuste Gestänge einen Rahmen, in den der Boden dann irgendwie eingehängt ist. Bei anderen Konstruktionen verläuft das Gestänge wirklich unterhalb des Gepäcks und ist somit Teil des tragenden Bodens. Letzteres ist wohl robuster und vielleicht auch von der Konstruktion her etwas gewichtsparender. Beim BOB Yak hingegen ist der Boden nur von unten an den Rahmen drangeschweißt, und man hört öfters mal, dass der sich dann auch mal ablöst. Eine völlig andere Variante gibt es z.B. von Koolstop. Dabei ist der Hänger eigentlich nur ein Gestänge, an das die üblichen Packtaschen befestigt werden. Einen Rahmen und Boden gibt es somit nicht. Platz und Zuladungsgewicht bieten eigentlich alle Modelle etwa gleichviel, und zwar reichlich. Die offiziellen Gewichtslimits von etwa 25kg bis 40kg können bei den meisten Anhängern auch problemlos überschritten werden. Aber wer braucht schon so viel Zeug? | |
Der BOB Yak im Dauertest Der Einfachkeit halber und weil mir vor der Tour nicht allzuviel Zeit blieb, hab ich mich letztlich für die "Standardlösung" BOB Yak entscheiden. Nachdem ich jetzt seit 2001 schon unzählige Kilometer oft auf üblen Pisten mit vollen Gepäck gefahren bin, bin ich insbesondere mit dessen Langlebigkeit doch sehr zufrieden. Aber mir sind auch schon einige Mängel aufgefallen und Schwachpunkte, die ich hier mal zusammentragen möchte. Wahrscheinlich fällt jedem sehr bald auf, dass der Lack ziemlich bröselig ist. Somit gibts auch schon bald die ersten Roststellen und das Teil zieht einen Hauch von Expedition und Abenteuer hinter sich her, oder auch einfach nur von schlechter Pflege. An sich nicht so schlimm, auch nach vielen Jahren hält das rostige CroMo-Gestell noch hervorragend. Der Wiederverkaufswert sinkt jedoch drastisch, und im Vergleich zu einer vernünftigen Rahmenlackierung ist das einfach ein schlechter Witz. Bereits weiter oben wurde der Boden genannt, der "nur festlackiert ist und wohl mal irgendwann abfällt". Bei mir hält er zwar noch hervorragend, aber es scheint schon selten dämlich den Boden auch noch unten zu befestigen. Wäre er wenigstens oberhalb und läge auf dem Rahmengestänge, gäbe es wohl keine derartigen Beanstandungen. Ebenfalls weniger begeistert bin ich vom Hinterrad, bzw. von dessen Befestigung. Man sollte des öftern mal den Schnellspanner prüfen, ob er noch richtig fest sitzt. Mir wäre einmal fast das Rad abhanden gekommen, da insbesondere auch die Ausfallenden nach hinten offen sind. Auch ist die Achse des Anhängerrades etwas zu tief angebracht, wie oben beschrieben. Ich erinnere mich da an eine etwas peinliche Szene, als ich grade auf einem kleinen Steg mit hoher Stufe über einen kalten Gletscherbach wollte und mein Anhänger nicht... Die Ausfallenden, mit denen die Anhängergabel an der Fahrradachse befestigt wird, sind ziemlich weich. Schon nach kurzer Zeit, einmal etwas ungeschickt An- oder Abhängen, sind sie leicht verbogen, und die gute Passform ist dahin. Mir ging das zumindest so, und alles weitere An- und Abhängen ist dann etwas schwerfälliger als normal. Der größte Schwachpunkt beim Dauereinsatz ist aber wohl die Verbindung zwischen der Ladefläche und der Gabel nach vorne. Dort hatte ich auch die einzigen beiden ernsthaften Pannen in all den Jahren. Bei den meisten Hängern ist hier eine drehbare Achse, damit man auch noch Kurven fahren kann mit so einer Karre hinten dran. Andererseits muss diese Achse allen Kräften standhalten, die zwischen Fahrrad und Gepäck ausgetauscht werden. Beim BOB Yak ist hier soetwas wie ein Gleitlager verbaut. Am Gepäckteil des Hängers sind zwei Achsaufnahmen angeschweißt, dazwischen passt genau das "Steuerrohr" der Anhängergabel an dessen Ober- und Unterseite jeweils eine robuste, reibungsarme Kunststoffplatte ist. Und damit das alles zusammenhält noch eine lange Stange dazwischen und mit einem M5-Gewinde festgeschraubt. Auf diese Weise lässt sich die Gabel beim Transport leicht abmontieren, andererseits wäre eine kugelgelagerte Lösung wohl erheblich langlebiger. Die erste Panne, die ich an dieser Stelle hatte, war eine aufgeplatzte Schweißnaht an der Gabel. Das "Steuerrohr" hielt somit nur noch notdürftig am Rest der Gabel. Die genaue Ursache für diese Panne konnte ich beim besten Willen nicht ausfindig machen, aber zum Glück war das in Deutschland und die Tour sowieso schon fast vorbei, so dass ich mich von der Bahn retten lassen konnte, nachdem ich den Schaden bemerkt hatte. Hab die Gabel dann eingeschickt und eine neue bekommen. Die zweite Panne an diesem Verbindungsstück war eine gebochener Pivot Bolt (so heißt das Teil offiziell bei BOB). Auch hier kann ich eigentlich keinen konkreten Anlass nennen, warum das gute Stück plötzlich brach, wo ich doch nur auf einer normalen, asphaltierten, englischen Landstraße vor mich hin radelte. Notdürftig für unterwegs hab ich die Bruchstücke verkehrtherum wieder eingesetzt. Der Bolzen war etwas oberhalb der unteren Achsaufnahme gebrochen, das lange Stück schob ich nun von unten rein, das kurze Stück von oben. Und wiedermal war die Bahn meine Rettung, ich fuhr einen kurzen Umweg nach London und konnte dort in einem Fahrradladen ein passendes Ersatzteil ergattern. Eine dritte Panne ist noch nicht eingetreten, aber so langsam schon abzusehen. An den Achsaufnahmen werden die Löcher, durch die der pivot bolt muss, so langsam immer größer und größer. Abnutzung durch das viele Gerüttel, nehm ich an. Wenn das so weiter geht, wird wohl früher oder später eine der beiden Achsaufnahmen nutzlos sein, und dann muss man sich wirklich was einfallen lassen... | |
Unterwegs mit dem BOB Yak In der Handhabung ist der Hänger etwas umständlich, aber das sind wohl alle Gepäckstücke. Man muß ihn fast zwangsläufig mit zwei Händen führen, wenn man ihn mal ohne Rad bewegen will, ansonsten kippt er immer zu einer Seite. Er hat ja nur einen festen Standpunkt mit seinem einen Rad. Wenn man ihn am Fahrrad hat und zuviel hinten draufgepackt hat, merkt man auch deutlich, dass das Gespann eine leicht erhöhte Tendenz zum Umfallen hat. Hier hilft es, sein Gepäck so zu beschränken, dass nicht viel über die oberen Rahmenstangen des Yak hinausschaut. Somit liegt der Schwerpunkt tiefer, und die ganze Handhabung wird einfacher. Bewährt hat es sich für mich, die mitgelieferte Tasche gut zu füllen und oben drauf je nach Bedarf einen kleinen Tagesrucksack zu spannen. Wenn man dann an einer kritischen Stelle schieben muss, einfach den Rucksack schultern und es geht weiter. Andererseits kann man auch leicht mal ein paar Einkaufstüten mit Vorräten für die nächsten beiden Wochen oben drauf spannen. Solange man fahrenderweise unterwegs ist, merkt man kaum etwas von all dem Gepäck. Oft ist man bei An- und Abreise auf öffentliche Verkehrsmittel, Flugzeuge o.ä. angewiesen. Auch das geht ganz gut mit dem Yak. Meistens. Ein besonderes Hindernis sind Treppen, z.B. zum Bahnsteig rauf oder runter. Meist passt man mit dem langen Gespann auch nicht in Aufzüge rein. Ich fahre daher leidenschaftlich gerne Rolltreppen. Einfach draufrollen, gut festhalten und dann wieder runterrollen. Wenn es all diesen Luxus nicht gibt, hilft nur Auseinandernehmen und Treppensteigen in drei Zügen (einmal rauf, einmal runter, einmal rauf). Auch beim Ein- und Aussteigen in Züge führt wohl am Schleppen kein Weg vorbei. Oft findet man aber hilfsbereite Menschen, die einem irgendetwas abnehmen oder wenigstens Platz machen, dass man genug Zeit zum Ein- und Aussteigen hat. Sobald alles im Zug ist, stelle ich den Hänger meistens gleich neben das Fahrrad, nehme meinen Tagesgepäckrucksack ab und die Sache ist erledigt. Angeblich kostet bei der DB ein Ahnänger nochmal so viel wie ein Fahrrad alleine, aber die genaue Regelung ist den meisten Kontrolleuren genausowenig bekannt wie mir... Schließlich das Fliegen mit dem BOB Yak. Viele geben ja schon ihr Rad nicht gerne in fremde Hände, und was macht man dann erst mit einem Hänger? Im Allgemeinen verwende ich hierbei die Praxis, dass Flughafenangestellte sehr viel sorgsamer mit Sachen umgehen, die sie sehen und erkennen können, als einfach mit großen, schweren Schachteln. Nach mehreren Experimenten bin ich mittlerweile zum folgenden Vorgehen gekommen. Alle kleineren Sachen werden mit in den großen gelben Sack gesteckt und der wird fest zugemacht. Die Gabel wird vom Anhänger abmontiert, der Pivot-Bolt wieder eingesetzt und festgeschraubt. Somit ist der Hänger fertig, das ist mein "Gepäckstück". Bleibt noch das Fahrrad und die Anhängergabel. Die Gabel mach ich am BOB Schnellspanner fest, klappe sie ganz nach oben und klebe sie am Rahmen fest. Das geht natürlich besonders gut, wenn man keinen Gepäckträger dran hat. Noch ein bisschen Folie um die wichtigsten Stellen geklebt, und fertig ist das Rad. | |
Der nächste Hänger? Von BOB gibt es noch ein paar alternative Anhänger. Das direkte Nachfolgemodell, sozusagen die second-edition des BOB Yak ist schwarz lackiert und hat ein paar zusätzlich verstärkte Verstrebungen. Die sind meiner Meinung nach aber recht unsinnig, denn da wo die sind gibts sowieso keine Belastungen. Außerdem sind noch Trinkflaschenhalterungen vorgesehen, z.B. für das Benzin. Der BOB ibex ist ein ganz neues Nachfolgermodell zum Standard-BOB-Yak. Zusätzlich hat er ein gefedertes Hinterrad, damit es auch das Gepäck da hinten ganz bequem hat und kein Schleudertrauma bekommt. Im Ernst, ich bin kein Freund von Federungen aller Art am Fahrrad, da das nur ein Teil mehr ist, was kaputt gehen kann. Aber vielleicht dämpft so eine Federung tatsächlich ein paar harte Schläge ab, so dass die unschöne Drehachse zum Fahrrad hin etwas länger durchhält. Weiterhin gibt es noch eine ganze Reihe anderer Hänger, die größtenteils ähnlich konzipiert sind, wie der Yak, sich aber in einigen Details unterscheiden. Als besonders erwähnenswert, da sie mir schon auf ähnlich abenteuerlichen Reisen begegnet sind, nenne ich einfach mal die Modelle von Koolstop und den Monoporter. Links finden sich am Ende der Seite. Im Moment bin ich zum Glück nicht in der Situation, einen neuen Anhänger anschaffen zu müssen. Wenn ich nicht so ungeschickt wäre, würde ich mir dann aber sogar überlegen, so etwas vielleicht mal selber zu bauen. Einen Link zu einer ganzen Liste von Leuten und Unternehmen, die das öfter mal machen, findet sich weiter unten. |
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