IBC hydraulische Felgenbremsen
...huch, eine Rarität

Eines Tages habe ich mal das Experiment gewagt, hydraulische Bremsen an mein Fahrrad zu basteln. Bei einem bekannten Internetauktionshaus bin ich nach kurzer Suche auf "IBC hydraulische Felgenbremsen" gestoßen. Bestellt, montiert, und so ein paar Jährchen und eine ganze Menge Touren haben die Dinger ganz gut mitgemacht. Irgendwann tropfte jedoch Öl und kurz danach hatte ich wieder ganz normale V-Bremsen. Die Dinosaurier von IBC lagen erstmal eine Weile im Schrank und sammelten Staub. Schließlich hab ich sie im Rad-Forum zum Verkauf angeboten, und schon nach wenigen Minuten waren sie weg. Ich war völlig überrascht, dass ich scheinbar jahrelang mit einer ganz exotischen Rarität, vielleicht gar einem Sammlerstück durch den Wald gebrettert bin. Naja, hier die letzten paar Fotos, bevor ich sie ab in die Kiste packe und zu ihrem neuen Besitzer verschicke.
Achja, warum ich den Aufwand mit dieser Seite hier betreibe? Nun, ich hab des öfteren gesucht, was es mit den Bremsen eigentlich auf sich hat, wo sie herkommen, etc., aber ich konnte nur herausfinden, dass IBC für Innovative Bicycle Parts steht, wohl aus den USA kommt, und nicht sehr verbreitet ist. Damit das ein für alle mal archiviert ist, folgt hier eben eine kurze Beschreibung.







Die Bremse

Die Bremse besteht eigentlich nur aus Brake-Booster. Und den Brake-Booster kann man überall auseinanderschrauben und wieder zusammen. Mit den beiden oberen Schrauben kann man die Breite und den Neigungswinkel leicht verändern. Am unteren Ende kann man jeweils Höhe und Breite der beiden Zylinder stufenlos einstellen. Wenn alles passt, alle Schrauben ordentlich festziehen, und dann gehts los. Klingt einfach, ist es aber nicht. Bis man das Ding wirklich passend an ein Rad geschraubt hat, muss man ganz schön fummeln, genau wie bei der Konkurrenz.
Seitlich ist am Brakebooster nochmal eine große Schraube, die man auch mit der bloßen Hand öffnen kann. Damit kann man "schnell mal" die Bremse aufschrauben, den Reifen flicken, und muss danach nicht alles neu einstellen. Funktioniert prima, und wenns doch mal per Hand nicht geht, nimmt man einen Kreuzschlitzschraubenzieher zur Hilfe.
Oh, nicht vergessen, die Bremsen passen auf ganz normale Canti-Sockel. Da die Canti-Sockel aber meist recht lang sind, die IBC Bremsen aber recht schlank ausfallen, braucht man jede Menge Zwischenringe und Unterlegscheiben. Da heißt es einerseits ordentlich festziehen, damit das hält und keine hässlichen Geräusche macht, andererseits möchte man aber ja auch noch schnell den Reifen wechseln können. Das richtige Mittelmaß zu finden war an zwei verschiedenen Rahmen und drei verschiedenen Gabeln aber jeweils überhaupt kein Problem, irgendwie haben die Bremsen nie aufsässig gequietscht.

Nun ein bisschen was zur Technik. Auffällig sind natürlich erstmal die Stahlflexleitungen in alle Richtungen. Wie die so ganz genau verschraubt und miteinander verbunden sind, hab ich nie so richtig untersucht. Verschraubt sind sie jedenfalls, Metall in Kunststoff, und am Verteiler Metall in Metall, alles Sechskant.
Tja, und auffällig sind die Zylinder. Wenn man die Bremsen bedient, hört man da drin in den Zylindern irgendwelche Stahlfedern. Zerlegt hab ich sie aber natürlich nie, was sonst noch drin ist, weiß ich also nicht. Außerdem ist noch auffällig, dass alle Zylinder nach dem selben Prinzip gebaut sind. Linke Seite und rechte unterscheiden sich eigentlich nicht, die Verzweigung ist extern an der Schraube angebracht. Bloß am äußersten Ende des ganzen Hydrauliksystems ist nochmal eine flache Schraube, die zum Befüllen und Entlüften da ist, und auf der Seite mit der Verzweigung fehlt.
Schließlich und endlich die Bremsklötze. Es passen ganz normale Bremsklötze, die auch für die Konkurrenz passen. Im Gegensatz zu irgendwelchen Klick-Konzepten werden die Klötze jedoch auf eine Metallplatte geschraubt, mit kleinen Kreuzschlitzschräubchen. Mitunter auch wieder eine ganz schöne Fummelei, wenn die Bremsen so fertig montiert zwischen Rahmen und Felge sitzen. Aber man muss nicht oft Beläge wechseln, so etwa einmal im Jahr bei vielen Touren zu jeder Jahreszeit. Wirklich selten eben, wie man es von Hydraulikbremsen immer so sagt.





Der Hebel

Zweites wichtiges Teilstück: der Bremshebel. Der passt an "normale" MTB-Lenker mit ichweißnichtwelchem Standarddurchmesser, wo eigentlich alles dranpasst. Die Befestigung ist allerdings modular an den eigentlichen Bremshebel drangeschraubt, andere Schellenduchrmesser kann man vielleicht auch einsetzen, ohne gleich den ganzen Hebel wechseln zu müssen. Abgesehen davon, dass alles seitenverkehrt ist, unterscheiden sich linker und rechter Hebel nicht. Und diese Unterschiede beziehen sich auch nur auf das Metallgehäuse, wähend Zylinder, Bremsgriff und alles andere gleich ist. Also einfach dranschrauben und losfahren.
Der eigentliche Hebel (das Ding, woran man zieht, also der Bremsgriff) ist auch wieder mit einer Schraube an den ganzen Rest montiert, und zwischen Schraube und Griff ist noch ein einfaches Gleitlager in Form einer Metallbuchse. Das ungünstige an dieser Schraube: sie ist von unten eingesetzt. Eine dieser Schrauben ist durch die Rüttelei irgendwann mal unterwegs verloren gegangen, und ich hab keine Ahnung, wo. Vom Griff aus führt ein "langer Stab" dann zum Zylinder, ins Innere des Hebels. Praktischerweise ist auch dieser "lange Stab" eine Schraube, die man mittels Inbus-Schlüssel verstellen kann, um den Bremsbelagverschleiß zu korrigieren.
Ist der Bremsgriff ab, z.B. weil die passende Schraube rausgefallen ist, dann kommen einem auch schon die Innereien des Zylinders entgegen. Aber zunächst noch was zum Äußeren des Zylinders, der sieht nämlich den anderen Zylindern an der Bremse recht ähnlich. Und auch hier am Bremshebel ist irgendwo eine Stahlfeder in den Zyinder mit eingebaut. Die Zylinder bestehen eigentlich aus mehreren Schichten, zunächst mal Metall, wo dann innen nochmal ein Kunststoffzylinder ist (schaut vorne und hinten jeweils aus dem Metallzylinder raus), und da drinnen sind dann wiederum so einige Metallteile verbaut, unter anderem die Feder. Nun ein wenig zu den Innereien, die mir vorhin ja schon entgegengekommen sind. Im Kunsstoffzylinder sind wie gesagt nochmals mehrere Schichten von Metallteilen eingebaut, und zwar fest, so dass sie nicht rausfallen. In diese Metallteile wird einfach ein Messingzylinder eingeschoben, wo dann der "lange Stab" vom Bremsgriff reinpasst, und womit man den Druck in der Hydraulik erzeugt. Zusätzliche Dichtung? Fehlanzeige! Scheinbar ist jenseits des Messingzylinders direkt das Öl aus dem Hydrauliksystem. Nimmt man das Messingteil und alles heraus, kann man direkt durch den ganzen Zylinder schauen. Und vermutlich genau an dieser Stelle ist das System wohl bei mir undicht geworden, denn aus einem der beiden Bremshebel ist irgendwann das Öl rausgekommen.
Achja, und auch am Bremshebel ist natürlich nochmal eine flache Schraube, mit der man Befüllen und Entlüften kann. Sonst noch was vergessen?

Man sieht: alles sehr modular, alles sehr auseinander- und neu zusammengeschraubbar. Eigentlich ein schönes Konzept, weil es eigentlich ein Leichtes sein sollte, passende Ersatzteile zu liefern oder zur Not aus dem Baumarkt zu improvisieren. Es passen überall Schlüssel mit normalen, europäischen Größen, also auch da keine Probleme. Solange sie funktioniert haben, hatten die Bremsen eine brachiale Bremskraft, kaum Verschleiß, man musste fast nie etwas nachstellen und ich war voll und ganz zufrieden. Aber wenn irgendwas an der Hydraulik defekt ist, steht man halt da. Deswegen hab ich jetzt wieder mechanische V-Bremsen. Die kann ich selber reparieren, ohne großen Aufwand. Dafür muss ich eben auch wieder alle paar Wochen die Beläge wechseln, und fahre nicht mehr mit einer Rarität durch die Lande.


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